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Travel Report - 19.10.08

Hallo Freunde,
das letzte Mal haben wir uns aus Lissabon gemeldet, jetzt liegen wir im Hafen von Puerto Calero auf Lanzarote und inzwischen hat sich viel ereignet. Lissabon ist eine schoene, historisch interessante Stadt an den Ufern des Tejo. Beim Ein- und Auslaufen muss man lediglich ausgedehnte Barren in der Muendung sowie die erhebliche Stroemung beachten, fuer Nordseesegler nicht wirklich ein Problem. Auslaufen aus Lissabon am 10.09. bei Nordwind Staerke 4-5. Nach einigen Stunden Nahen einer Wetterfront aus NW. Grosssegel wird dreifach gerefft, die Genua laesst sich nicht einrollen (Seil in der Trommel verhakt durch Ueberlaeufer, jetzt bremsen wir beim Ausrollen des Segels immer die Reffleine leicht mit einer Hand), Ziehen der Genua bei stuermischem Wind aus dem Profilstag, Setzen der Kutterfock. Der Wind nimmt stetig zu. Bft 8, in Boeen mehr, teilweise mit brechender See. Ein Anruf bei Meno Schrader am naechsten Morgen brachte uns die traurige Gewissheit, das der Sturm noch mindestens zwei Tage anhalten wuerde. "Eigentlich sei es ja gar kein schlechtes Wetter, wir befaenden uns nur genau zwischen einem Tief ueber Portugal und einem sich verstaerkenden und ausweitenden Azorenhoch". Das hat uns nicht wirklich getroestet! Fuenf Meter hohe, teilweise brechende See von hinten bei 35 Knoten Windgeschwindigkeit, in Boeen mehr,das hat uns doch arg gebeutelt. Es war zu gefaehrlich, die See genau von hinten zu nehmen (wie es unser Kurs erfordert haette). Wir haben sie ca. 40 Grad von schraeg hinten genommen, sind also quasi vor dem Wind gekreuzt. Mit dreifach gerefftem Gross, Bullentalje und Kutterfock liefen wir 8.5 Knoten. Wir mussten anfangs per Hand steuern, trotzdem hat sich das Schiff unmittelbar am Wellenkamm mehrfach quer zu Wind und Wellen gedreht. Trotzdem wirkte die Situation nicht eigentlich gefaehrlich; die brechende Welle und die Gischt rissen das Schiff einfach mit sich fort, es war so ein bischen wie zugekorkte Flasche im Strudel. An Kochen war nicht zu denken, drei Tage gab es Kekse, Zwieback und Äpfel. Am Sonntag, den 14.09. erreichen wir schliesslich hundemuede Porto Santo/ Madeira . Am 18.09. Weiterfahrt nach Funchal/ Madeira. Ankunft im stroemenden Regen, Hafen wegen Ueberfuellung gesperrt. Der Hafenmeister hat wohl wegen des Schietwetters Erbarmen und erlaubt uns, laengsseits an einem Touristenkutter anzulegen. Waehrend dieser ganzen Zeit haben wir immer Trinkwasserverlust in die Bilge, mehr als 10 L pro Tag ! In Funchal entdecken wir, dass der abfuehrende Schlauch der Steuerbordlenzpumpe leck ist, ein Stueck des liegenden Hafenschlauches passt ideal,ein sichernder Rundumblick, ein scharfes Teppichmesser, und die Materialfrage war geklaert. Dafuer verzeihen wir Funchal den ewigen Regen und den viel zu kleinen, ueberfuellten Yachthafen. Frueh morgens am 24.09. Erreichen der Kanaren, Landfall auf Isla Graciosa, einem sehr ruhigen Haufen aus Vulkanasche und Sand, idyllisch, romantisch, etwas fuer Aussteiger. Ankern in der Bucht Playa Francesca. Eine Winddrehung bringt uns etwa 20 m an die Riffkante. Also Motor an, Anker auf! Motor an ? Vonwegen, nichts tut sich, trotz tagelanger Reparatur in Lissabon ! Ein paar Hammerschlaege auf den Anlasser bringen den Motor schliesslich doch noch zum Sprechen, aber das Vertrauen ist erst einmal hin! Wir fahren in den Hafen Galeta del Sabo an der Suedspitze Graciosas, einige Tage Relaxen sind angesagt. Alle Trinkwasserleitungrn bis auf die zur Pantry werden abgestellt- und siehe da- der Trinkwasserverlust hoert auf ! Am 29.09. Weiterfahrt nach Puerto Calero/ Lanzarote. Grosszuegiger, perfekt gemanagter Hafen an der Suedostkueste von Lanzarote. In der Hauptstadt Arrecife finde ich einen Nautikstore, wo ich mich ersteinmal mit passendem Material, insbesondere zahlreichen Schlaeuchen versorge. Ein Schlauch wird an den anderen genaeht, mit Seifenwasser glitschig gemacht, und so wird der Schlauch zum Toilettenwaschbecken ausgetauscht. In der Mitte grosse Beule und ein Loch! Dabei war das der einzige Schlauch, der TUEV- geprueft war, alle anderen kamen aus dem Baumarkt! Langer Rede kurzer Sinn, erstmals seit zwei Monaten ist unsere Bilge trocken, staubtrocken!!! Und das Wasser ist jetzt ausschliesslich zum Trinken und Kochen dar !
Ein anderes Problem stellte ja der Motor dar, Ihr erinnert Euch vielleicht noch (Zuruecksegeln von Brest nach Falmouth, erneute Repararur in Lissabon, Hammerschlaege vor dem Riff an der Playa Francesca). Diesmal heisst der Elektriker Jan, nach einigen Tagen hat er Zeit fuer mich und nach kurzer Untersuchung hat er auch schon die Diagnose: Anlasser defekt! Fuer die Reparatur war dann Jean- Michel zustaendig. Anlasser auseinandergebaut, Buersten gereinigt, neues Starterrelais und neuer Starterknopf (der in Lissabon eingebaute war zu schwach dimensioniert, ebenso dessen Verbindungskabel). Vorgestern alles wieder eingebaut, ein Knopfdruck- und Brrrrrummmm- ein fast schon orgiastischer Sound nach so viel Frust !
Am vierten Oktober treffen endlich Ines und Annemarie auf Lanzarote ein. Zunaechst einmal fragliches Wiedererkennen bei Annemarie, bei Ines war das schon besser. Wir sind jetzt kein Segelschiff mehr, sondern ein Kindergarten im Wasser. Annemarie war sofort begeistert vom Schiff, seinen ausgewogenen Linien und Segeleigenschaften, seinen vielen Leinen und Knoepfen und Schaltern, es gab so viel zum Ausprobieren, druecken, schalten und Ziehen, na ja, ihre Koje und das viele Spielzeug waren auch ganz nett.
Und wie soll es weiter gehen? Bis heute hatten wir starken SW- Wind, morgen ist in den US Gribfiles Flaute angesagt, uebermorgen aber wieder Nordost 10- 15 Knoten; wir werden wohl dann einen Hafen weiterfahren nach Puedrto Rubicon an dedr Suedspitze Lanzarotes.
So basteln wir uns weiter um die Welt, bis bald, Annemarie, Ines und Volker