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Travel Report - 11.12.08

Hallo Freunde,
fast zwei Monate ist es her, dass wir uns aus Lanzarote zuletzt gemeldet haben. Lanzarote hat zwei erstklassige Marinas, Puerto Calero etwa in der Mitte und Marina Rubicon im Sueden. Uebliche Reparaturen (Anlassermotor, neuer Stopp/Startknopf am Beibootmotor), dabei aber auch viele schoene Strandtage mit Ines und Annemarie, die ab Lanzarote mit dabei waren. Beeindruckende Rundfahrt ueber die Insel mit noch sichtbaren Zeichen von vulkanischer Aktivitaet. Langsam zieht es uns nach Sueden. An den Suedenden der Kanarischen Inseln liegen sogenannte Accelerationszonen, in denen der Wind stets um weitere 15 Knoten zunimmt. Die schlimmsten zwischen Gran Canaria und Tenerifa sowie zwischen Tenerifa und La Gomera. Auf der Fahrt von Gran Canaria nach St.Miguel(Tenerifa) 7-8 Windstaerken, trotz zweier Reffs im Grosssegel 8.5 Kn Fahrt. Die Wellen fand Annemarie super, nur wollte sie immer in ihrer Koje im Vorschiff bespasst werden; dass war bei dem Seegang mit fuenf m hohen Wellen fuer Ines und mich ziemlich anstrengend. Am 10.11. sind Annemarie, Ines und Jessica nach Berlin abgeflogen; Annemarie bleibt fuer die Dauer der Atlantikueberquerung bei Oma und Opa in Lohsa, was bei Ines und mir Trauer ausgeloest hat, es ist aber sicher vernuenftiger so. Am 13.11. ploetzlich Sirenengeheul im Hafen von St. Miguel, der ganze Bereich wird abgesperrt. Dutzende Fahrzeuge der Guardia Civil, Ambulanzen sowie Fahrzeuge des spanischen Roten Kreuzes rasen an uns vorbei. Um die Mole biegt ein spanischer Rettungskreuzer mit einem offenen afrikanischen Fischerboot laengseits in den Hafen. Das Boot, besser die Nussschale hat schwere Schlagseite, der Schiffsboden ist voller Seewasser, darin 38 Schwarzafrikaner, die illegal einreisen wollten, sich wegen des starken Seegangs aber nicht mehr bis zur Dunkelheit auf dem Wasser halten konnten. Einige wurden von der Guardia Civil abgefuehrt, die meisten aber in Krankenwagen weggefahren. Ich werde diese ver-zweifelten,fragenden Gesichter nicht mehr vergessen. "Was macht Ihr mit uns ?"
Am 20.11. dann Einlaufen in La Gomera, der wohl schoensten der kanarischen Inseln. Funfstuendige Wanderung durch den Regenwald mit steilen Fusspfaden und grandiosen Ausblicken. In La Gomera loaden wir ein modifiziertes Wetterprogramm von Meno Schrader auf unseren Computer (Grib Viewer), mit dem wir taeglich die neuesten Wetterdaten ueber unser Satellitentelefon auf unseren Computer holen koennen. Wir haben jetzt auch auf hoher See ein Wetterpaket fuer 4 Tage an Bord. In La Gomera kommt Rudolf Zielinski an Bord. Den Atlantik werden wir also zu dritt bezwingen : Rudolf, Ines und ich. Am 27.11. verlassen wir den schoenen Hafen von St. Sebastian auf La Gomera, Ziel Sal/Kapverden, 800 sm suedlich ! Ab 23 Grad noerdlicher Breite kommen wir in den Passat, 25 kn aus Nordost, 3-4 m hohe Wellen, typische kleine Passatwolken, es wird warm !!!!
Zwei Reffs im Grosssegel (unsere Standardbesegelung!), halb ausgerollte Genua, Tagesetmal immer ueber 120 sm. Am 3.11. erreichen wir die Ankerbucht von Palmeira/Sal. Die Bucht ist gut gefuellt mit ca. 30 Yachten. Zwei Ankermanoever schlagen fehl (bei 7 Windstaerken und noch staerkeren Fallboeen), es treibt uns an unserer schoenen neuen Kette zweimal wieder aus der Bucht heraus. Also drittes Manoever, jetzt schon bei Dunkelheit, durch alle Ankerlieger hindurch bis an den Strand und dann rueckwaerts an der Kette durch alle diese Schiffe auch wieder achteraus.Wir geben alles was wir haben an Kette, und diesmal ruckt der Anker ein, gerade als wir bis auf 5 m an eine franzoesiche Yacht herangekommen sind. Dessen Besitzer schreit Zeter und Mordio bzw. merde und wieder merde, und will, dass wir wieder Ankeraufgehen. Den Zahn habe ich ihm gezogen, worauf uns sein Geschrei die ganze Nacht verfolgt hat. Rudolf meinte, Sal saehe aus wie ein ausgechuetteter Staubsaugerbeutel, aber Rudolf hat eben keinen Sinn fuer Romantik. Es ist warm, die einheimische schwarze Bevoelkerung ist freundlich, hilfsbereit und voller Lebensfreude. Die Armut und alles was damit zusammenhaengt (einmal musste ich eine Kinderhand hinten aus meinem Rucksack entfernen) springt einem ins Auge. Am 7.12. dann Weiterfahrt nach Mindelo/Sao Vicente (Kapverden). Wir kommen zuegig voran, gegen Mittag des folgenden Tages biegen wir in den Canal de Sao Vicente zwischen Sao Vicente und Santo Antao ein.Es sind nur noch 4 sm bis Mindelo, unserem Zielhsfen, wir laufen mit bereits eingerollter Fock und gerefftem Grosssedgel Kurs Sued, auf den Hafen zu, als die Maschine ploetzlich stoppt. Wir liegen fest, wie von einer eisernen Faust gehalten. Das Haltetau eines Treibnetzes hat sich in unserer Schraube verfangen. Es zieht so stark und so steil nach unten, dass wir es tauchend nicht kappen koennen, zumal uns Wellen, Wind und Stroemung unter das eigene Schiff druecken. Was tun? Ueber Kanal 16 meldet sich lediglich eine neuseelaendische Segelyacht, die uns bei dem Wellengang auch nicht helfen kann. Auf unseren Notruf ueber DSC bricht ploetzlich die Funkhoelle los. Jedes Schiff in Hoerweite will mit und sprechen. Aus Mindelo meldet sich die Hafenbehoerde, die uns den kleinen Schlepueper "Cabo Verde", 600 PS, zu Hilfe schickt. Eine Stunde spaeter taucht die Cabo Verde auf, per Wurfleine wird die Schleppverbindung hergestellt, und ganz langsam und vorsichtig taut der Schlepper an, mit ca. 1.5 kn Fahrt. Die Netzleine hinter uns reisst nach einigen Minuten und wir kommen frei und werden in den Hafen geschleppt. Am ganzen naechsten Tag hatte ich es mit Polizei, Hafenbehoerde, Hafenkapitaen und der Schleppreederei zu tun. Mein Eindruck : Alle waren professionell (Schlepperkapitaen), freundlich und sehr hilfsbereit. Mindelo auf Sao Vicente ist im Vergleich zum kargen, aermlichen Sal eine prosperierende Kleinstadt in reizvoller Landschaft. Es ist sehr warm hier, man kann extrem preiswert shoppen (Ines!), der Gegensatz zwischen einer aufbluehenden Hafenstadt mit neuer Yachtmarina und bitterer Armut besonders der Aelteren faellt hier vielleicht noch mehr auf. Die Jungen sind stolz auf ihre Unabhaengigkeit, sie lieben ihr Land und ihre Musik, eine Mischung zwischen moderner Musik, Volksliedern und viel afrikanischen Rhytmen. Zweimal lauschten wir in Nella`s Bar den Geigensoli von Malaquesas Costa sowie der Ukulele und den Gitarren seiner Companeros: Musik, die die Seele beruehrt hat. What`s going on? Wir warten auf zwei Reparaturen (Vorlukbeschlag herausgebrochen, Umlenkbolzen der Aries- Windsteuerung beschaedigt) und dann kommt die naechste Herausforderung- der grosse Teich !
Wuenscht uns Glueck dafuer, und bis bald, Eure Ines, Volker und Rudolf