Willkommen auf der Reiseseite der Ziganka
 

Travel Report - 30.01.09

Hallo Freunde,
das letzte Mal haben Ines und ich uns aus Mindelo/ Kap Verden gemeldet. Nach einigen Reparaturen sollte es Mitte Dezember ueber den grossen Teich gehen. Leider ist unser Mitsegler Rudolf einen Tag vor der geplanten Reise ausgestiegen und hat Ines und mich in Mindelo sitzen lassen. Er habe "so ein komisches Gefuehl ". Wir waren fassungslos. Urspruenglich wollten wir nicht zu zweit ueber den Atlantik, besonders da Ines noch keine gestandene Seglerin war. Gottseidank sprang ganz spontan Wolf Kapretz ein, nur konnte er sich erst ab Anfang 2009 freimachen. Also zunaechst einmal per Flugzeug (Ines fliegt ja sooo gern) heim zu Schwiegermutter/Mutter und natuerlich zu unserer Tochter. Im Schneedeutschland waren alle vergrippt, und nach kurzer Zeit waren wir es auch. Wegen einer Sinusitis musste ich Antibiotika nehmen, auch noch an den ersten Seetagen. Am 11.01.o9 ging es endlich los, der gefuerchtete Atlantik, die Herausforderung, sollte bezwungen werden! Ablegen am Sonntag, den 11.01.09 in Mindelo. ONO- Wind, 25 Knoten, 3m Welle, 2 Reffs im Grosssegel, Genua zu 2/3 eingerollt, 6-7 Knoten Fahrt. Am Montag nehmen Wind und Welle zu, drittes Reff eingelegt. Mitwoch Winndstaerke 7, in Boeen 8 ! Das Schiff rollt bei Wind und Welle von achtern sehr stark, Ines faellt vom Sofa und prellt sich den Ruecken.
Dennoch, es gibt jeden Morgen heissen Tee oder Kaffee, Fruehstueck sowie abends eine warme Mahlzeit, auch wenn einiges zwischendurch auf dem Fussboden lag und die Eier sich in der Pfanne gelegentlich selber gewendet haben. Am Donnerstag erreicht der Wind volle Sturmstaerke. Wir koennen nicht mehr vor dem Wind segeln. Grosssegel wird vollstaendig geborgen, unter zu 90 % eingerollter Genua fahren wir die naechsten vier Tage Kurs SW bis fast auf den 10. Breitengrad. Am Samstag bricht eine ca. 8m hohe Welle ins Cockpit, und, da der Steuermann gerade sein Fruehstueck uebernimmt, zum Teil auch in die Kajuete. Gott sei Dank ohne Schaeden an Elektrik und Computer anzurichten. Am Sonntag, den achten Tag fuellt eine brechende See das komplette Cockpit. Ich sitze bis zur Brust im Wasser, die automatische Schwimmweste loest mit einem Knall aus. Montag bringen wir die Sturmfock zusaetzlich aus, geschotet wird sie ueber einen Block an der Baumnock. Wir koennen jetzt wieder auf Kurs West gehen. Alle Luken bleiben wegen der Brecher geschlossen. In der Kajuete, wo ja auch gekocht wird, ist es heiss wie in der Sauna, nur noch feuchter. Nasse Kleidungsstuecke trocknen nicht mehr. Donnerstag, am 12. Tag, Geschwindigkeit unter zwei Focks 8.5 Knoten, im Surf ueber 15 Knoten. Freitag leichte Wetterberuhigung. Trotzdem noch starkes Rollen des Schiffes. Im 3- Sekunden- Takt Rollen von 30 Grad Steuerbord nach 30 Grad Backbord und wieder zurueck, Tage-, jetzt wochenlang. Wir werden langsam muede. Am Mittwoch, den 18. Reisetag um Mitternacht Ortszeit (Deutsche Zeit minus 5 Stunden) quaelen wir uns nur unter einer Sturmfock bei Regenschauern und Sturmboen um die Nordspitze Tobagos herum. Der auf der Seekarte eingezeichnete Leuchtturm leuchtet nicht. Sowas nervt. An sich muesste man bei guter Seemannschaft bei diesen Bedingungen weiter West steuern (ein Segelboot kann man nicht anhalten) und auf das erste Tageslicht warten. Wir wollen aber nicht noch eine Nacht bei stuermischer See draussen verbringen. Unter Zuhilfenahme der elektronischen Seekarte tasten wir uns in die erste Felsenbucht an der Westseite Tobagos vor, die "Man of War Bay". Am Donnerstag, den 29.01. lassen wir um 0400 Uhr morgens in der Bucht bei Charlottville (Tobago) auf 15m Wassertiefe den Anker fallen. Wir haben es geschafft! In 18 Tagen trotz widriger Umstaende, Sturm und Schlafmangel den Atlantik bezwungen! Das glueckliche Ende dieser Etappe wird gleich gehoerig gefeiert. Waehrend der ganzen Fahrt gab es ja keinen Alkohol. Jetzt gab es Bier, Sekt und Kakao mit Brandy. Reichlich! Charlottville ist ein typisches kleines Karibiknest mit Felsen, ueppiger Vegetation und freundlichen Menschen. Naja, wenigstens die meisten. Im Immigrationoffice wollte man mir gleich 4000 Dollar Strafe aufbrummen wegen verspaeteten Erscheinens (Ihr wisst ja warum, Bier, Sekt usw.). Naja, mit mehreren Entschuldigungen und nach fast zwei Stunden fingen die beiden Officers dann auch an zu laecheln und erliessen die Strafe. Wie wir uns fuehlen? Muede, gluecklich und etwas nachdenklich. Das Schiff hat sich als sehr sicher und stark erwiesen. Gut, dass wir unsere Annemarie bei der Oma gelassen hatten. Sie wird erst auf den Niederlaendisch Antillen wieder zu uns stossen. Wie es weiter gehen soll? Naechstes Ziel ist Grenada, dann Bonaire. Dort ist erst einmal Urlaub angesagt. Schiff und Mannschaft brauchen eine Ruhepause.

Eure Ines, Volker und Wolf